Der schleichende demografische Wandel wird – ohne Reformen – zu Schieflagen im Gesundheitssystem und mehr Behinderung in der Gesellschaft führen. Darauf weist eine aktuelle Analyse hin.

Was ist gemeint?

In den nächsten zwanzig Jahren werden in Deutschland die Babyboomer aus dem Berufsleben ausscheiden. Erwerbsarbeit muss dann von der zahlenschwachen „Pillenknick“-Generation geleistet werden.
Ohne Anpassungen an diese demografische Entwicklung wird das deutsche Gesundheitssystem nicht in der Lage sein, eine zu erwarten ansteigende Zahl alter Menschen in der Bevölkerung (+5,2 Mio) mit einer zu erwarten abnehmenden Erwerbsbevölkerung (-6,7 Mio) medizinisch zu versorgen.
Betroffen ist bereits jetzt die Versorgung schwerkranker und Selbsthilfe-eingeschränkter Menschen. Hier gibt es noch gute Akutbehandlung, aber bereits Engpässe in der postakuten rehabilitativen Versorgung. Es droht damit ein Mehr an Behinderung bei den Betroffenen, was bei adäquater Behandlung zu vermeiden wäre.
Die Deutsche Gesellschaft für Neurorehabilitation, DGNR hatte das Thema der zunehmenden demografischen Verschiebung bei einer ihrer Jahrestagungen aufgegriffen und interdisziplinär bearbeitet.
Im Nachgang hat eine Autorengruppe medizinische, ökonomische und politische Analysen und Diskussionsergebnisse zusammengefasst. Diese sind jetzt im Fachorgan „Nervenarzt“ zum kostenfreien Abruf veröffentlicht: Teil 1: https://doi.org/10.1007/s00115-022-01415-x Teil 2: https://doi.org/10.1007/s00115-022-01416-w .

Ein wichtiges Ergebnis der Analysen ist:
Das System der Neurorehabilitation muss nachhaltig gestärkt und die Akutbehandlung muss besser mit der postakuten rehabilitativen Patientenversorgung verzahnt werden - nicht nur zur Korrektur aktueller Versorgungseinschränkungen, sondern vor allem zur Vermeidung einer schleichenden Dekompensation des Gesamtsystems mit Überlastung der Versorgenden und Mangelversorgung von durch Behinderung Bedrohter.

Back to top